Gewerbebauten an der Naumannstraße: Berggruen-Eigentum |
Es hatte sich schon länger angedeutet, jetzt ist es Gewissheit: Das Gewerbegebiet Naumannstraße wurde verkauft. Der Name des Käufers ist dann aber doch eine faustdicke Überraschung: Nicolas Berggruen.
Das Gelände wurde letztes Jahr von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben offensiv angepriesen, bislang war jedoch unklar, ob, und wenn ja, an wen verkauft wurde. Heute früh machte mich dann ein unbekannter Leser des RoteInsel-Blogs dankenswerterweise per Kommentar auf den Namen des neuen Eigentümers aufmerksam.
Was bedeutet das für die Rote Insel? Noch ist vieles unklar. Auf der Homepage der Berggruen-Holding ist lediglich schwammig davon die Rede, hier einen "Standort für Kreativwirtschaft" ansiedeln zu wollen. In Berlin gibt es derzeit nur zwei Möglichkeiten, Gelände zu vermarkten: Entweder unter dem Stichpunkt Energiewende oder Kreativwirtschaft. EUREF-Müller hat das eine Themenspektrum bereits am Gasometer belegt, also bleibt auf der anderen Seite der Insel nur noch das Kreativ-Thema.
Der anonyme Kommentator schreibt, dass den Firmen, die mit Autos zu tun haben, bereits gekündigt wurde. Der Abriss der aus den 30er Jahren stammenden Gewerbebauten sei zur Zeit nicht geplant. Genügend Freifläche wäre auch so vorhanden: Das gesamte Areal ist 80.000 qm groß, davon 35.000 qm Bestandsfläche. Platz für Neubauten wäre also vorhanden. Und das ist es wohl auch, worauf sich die Insel einstellen muss: Es existiert aus dem Jahr 2006 ein sogenannter Master-Plan des Bezirksamts, der zumindest einen Eindruck geben kann, wie sich das Gelände entwickeln könnte: Demnach würde vor allem auf der westlichen Seite des Areals, der östlichen Seite der Naumannstraße, eine massive Neubebauung mit Wohn- und Gewerbebauten entstehen; die alten Gewerbebauten würden größtenteils erhalten bleiben. Die Auswirkungen auf den Kiez wären vermutlich gewaltig, die Neubauten am Viktoriakiez oder in der Crellestraße könnten dagegen fast harmlos wirken.
Vieles ist noch unklar. Was will Berggruen überhaupt? Das Gelände weiter veräußern, selber bauen? Dass der Investor nicht mit reiner Menschenliebe zum Milliardär geworden ist, dürfte auch dem größten Träumer seit der Geschichte um die Karstadt-Übernahme klar geworden sein. Das Ziel wird auch auf der Roten Insel sein: Rendite.
Noch ist es nicht zu spät, dass der Bezirk und die Stadt die Entwicklung in vernünftige Bahnen lenken, dass die Anwohner ausnahmsweise wahrhaftig in die Entwicklung eingebunden werden. Allein der Glaube daran fehlt mir.
Gewerbegebiet Naumannstraß |
Gegen Wohnbebauung wäre nichts zu sagen, wenn die Mischung stimmt und auch günstige Mietwohnungen entstehen. Mit einem Bebauungsplan und einem städtebaulichem Vertrag könnte man das gut regeln. Sinnvoll wäre unter Beteiligung der Anwohner ein Werkstattprozess zu machen, dem sich dann der Bebauungsplanverfahren anschließt. Einfach den Wünschen des Eigentümers zu folgen ging schon ein paar mal zu oft schief. Es sollte ein Kompromiss gefunden werden, mit dem alle Seiten leben können.
AntwortenLöschenLIebe Leute, wie unsere Bezuirksbüergermeisterin neulich in der #Abendschau weise formulierte, ist jedwede Bürgerbeiligung Augenwischerei, die formulierte es so, wenn ich mich richtig erinnere. Von den Forderungskatalogen der Bürger sei noch nie nichts berücksichtigt worden... Schon seit Herr STimman vor 20 Jahren die Intelligenteren aufgefordert hat wieder zu analysieren, ist mir klar dass Bürgerbeteiligung nix bringt. Und Herr Oberg, Sie sind ja ein gewiefter.... hatten Sie mir nicht mal erzählt, dass Sie im Abgeodnetehaus für die Aquise von Investoren zuständig sind, oder hat sich das jetzt geändert ? Ich war bei Ihnen auf ihrem Stammtischtermin.
LöschenBeste Grüße Delia Güssefeld CDU
Schön, dass dieses Thema langsam an die Öffentlichkeit gelangt!
AntwortenLöschenEin, hier noch nicht benannter Aspekt des Verkaufs ist die Situation der Mieter auf dem Gewerbegebiet Naumannstraße.Abgesehen von den angekündigten Kündigungen für KFZ-Werkstätten und -Lackierereien erhalten alle "Alt-Mieter" neue Mietangebote. Diese bedeuten ca. 50 - 100% Erhöhung der Mietkosten mit Staffelmietvertrag und Zwangsvollstreckungsunterwerfung. Solch eine Kostensteigerung ist für eine Reihe der Betriebe, Künstler etc. nicht tragbar. Wenn hier keine deutliche Nachverhandlung möglich ist entspricht dies letztlich einer Kündigung - wohin es gehen kann ist fraglich und ob es weitergehen kann u.U. auch.
Danke für diesen Hinweis. Das zeigt, dass von Seiten des Bezirks höchster Handlungsbedarf besteht. Und das der Begriff "Kreativwirtschaft" schon jetzt eine hohle Phrase ist.
LöschenEs ist schön, wenn es auf diesem riesigen Gelände endlich eine Entwicklung gibt. Und da ist bei einem professionellen Immobilienentwickler schon die eine oder andere Mieterhöhung oder Kündigung für flächenparasitäre Nutzungen drin. Zumal die BuIma schon seit Jahren nur noch günstige und jederzeit kündbare Verträge unter Hinweis auf den beabsichtigten Verkauf abgeschlossen hat.
AntwortenLöschenWas meinen Sie mit flächenparasitärer Nutzung? Wer sind die Parasiten?
LöschenGegen Entwicklung ist ja gar nichts zu sagen. Aber leider fehlen die Kunden, die bereit sind für gleiche Leistungen 15% mehr zu bezahlen, damit die ensprechend höheren Mietkosten gedeckt werden können. Abgesehen davon ist "Entwicklung" ja ein weit gefasster Begriff - und da kann man sich auch ein Gelände mit Raum für kreative, künstlerische Entwicklung, Gewerkübergreifende Gestaltung, gutes und konstruktives Miteinander und nicht nur Profitorientierung vorstellen.
AntwortenLöschenNun ist es geschehen. Die Rote Insel verliert wieder eine seit 1953 ansässige Firma!
AntwortenLöschenDurch den Kauf des Geländes an der Naumannstrasse durch Herrn Nicolas Berggruen verliert die Spedition G. Kanitz ihren Sitz in Schöneberg.
Man wollte den Mietvertrag verlängern gegen 100% mehr Miete!!!
Nun wurde gekündigt und innerhalb von 3 Monaten muss das Gelände geräumt sein,was garnicht möglich ist für so eine große Spedition!
Das kann sich auch eine teure Spedition wie diese nicht leisten.
Die überwiegend aus Schöneberg stammenden Belegschaft haben nun natürlich Angst was wird.
Es ist eine Bodenlose Frechheit wie hier mit Geld jongliert wird und in kauf genommen wird das zahllose Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren könnten.
Auch Mieter am Friedhof wurden gekündigt, trotz Mietverträgen von vor 1950!!!
Berggruen meint mit Kreatiwirtschaft wohl eher das kreative wirtschaften in die eigene Tasche. Mietsteigerungen von 100% ohne Gegenleistungen für einen Bruchbudenbestand der technisch ausgerüstet auf dem Stand von 1950 ist. Die entkerneten Wehrmachtsbauten sind in der überwiegenden Anzahl einfachste Lagerflächen, in denen die Mieter Ihre Produktionsmittel betreiben.
LöschenDas ist auch wieder die Berliner Wurschtigkeit der Verwaltung, sich um den Immobilienbestand des Bürgers/Steuerzahlers nen Dreck zu scheren und das ganze für nen Appel und nen Ei zu verscherbeln. Wem nützt es?
Danke fürs Einstellen dieser Info! Als Bewohnerin der Naumannstraße bin ich natürlich erst mal geschockt und sehr besorgt, wie es denn nun weitergehen soll.
AntwortenLöschenAuf der Startseite von Berggruen-Holdings steht folgende Kurzmeldung vom 02. August 2013:
GSE mietet in Berlin-Schöneberg
GSE mietet 1.100qm für Künstlerateliers in der Naumannstr. 31-85 in Berlin-Schöneberg. Die Vergabe erfolgt per Ausschreibung über den BBK. Info: www.bbk-bundesverband.de
Auf der bbk-Website steht nichts über die besagte Ausschreibung. Auf der Seite der GSE sind allerdings 28 Ateliers in der Naumannstraße verzeichnet. Wie viele davon bereits seit längerem bestehen, ist wiederum nicht zu ersehen.
Im heutigen Tagesspiegel (Seite 22, "Die Inselrepublik/Die Insel auf dem Trockenen" steht äußerst vage: "Nicolas Berggruen hat vor ein paar Monaten ein 70 000 Quadratmeter großes Gewerbe-Gelände erstanden, auf dem sich `Kreativ-Wirtschaft´ ansiedeln soll."
Hoffentlich gibt es bald neue, ausführlichere Informationen.
Andrea
Vielen Dank für die zahlreichen Hinweise hier in den Kommentaren und auch über das Kontaktformular. Ich denke, dass uns das Thema noch eine ganze Weile beschäftigen wird. Zu befürchten ist, dass sich der Bezirk nicht wirklich für die zukünftigen Probleme interessiert und die Entwicklung verschläft - wie so oft in der Vergangenheit! Aber ich bleibe da dran. Zumindest so weit es meine Zeit erlaubt...
AntwortenLöschenDas kommt also auf uns zu!
AntwortenLöschenhttp://naumannpark.de/de/
Hier zeigt sich der Protest gegen Berggruen und seiner geplanten Übernahme des Gewerbegebietes in der Naumannstraße
AntwortenLöschenhttp://www.no-naumannpark.de
Super ist doch wieder die Lügen der Politiker! Wohnraum schaffen und Mietpreise predigen und Wein, in Form von Verkaufserlösen, trinken! Politiker widern mich an!
AntwortenLöschenentwickeln kostet geld. ohne gewinnaussichten würde niemand investieren (gilt selbst für solche, die nur in ein bier investieren: sie erwarten den durst zu löschen mit folgendem wohlfühleffekt). die hier sich breitmachenden billig-pauschalisierungen sind einfach nur gruselig. vor solchem pöbel graust mir, egal, welche farbe sein halstuch hat. ohne menschen mit initiative lebte die menschheit bis heute in höhlen, nein: nichtmal das. sie wären längst ausgestorben.
AntwortenLöschenich habe die initiative ergriffen und mich um eines der 22 künstlerateliers beworben, die auf initiative der GSE in das atelierförderprogramm der stadt berlin aufgenommen wurden, nachdem sie auf initiative der investoren von ruinen in schöne ateliers verwandelt wurden. nun habe ich dort für mind. 2 jahre platz für noch unbekannte initiativen. was weitere investitionen erfordert. vielleicht zahlen sie sich ja aus - auf jeden fall freue ich mich auf die dadurch enstehenden bewegungen und begegnungen.
man kann sein leben aber natürlich auch mit rumnölen und bier trinken und steine werfen verbringen. dafür ist mir meins zu schade. prost!
@anonym 18. Januar
LöschenIch frage mich, wer der von Ihnen so bezeichnete "Pöbel" ist. Etwa die Gewerbetreibenden, darunter die Spedition Kanitz, die zu Recht darüber empört sind, daß sie mittels drastischer Mieterhöhungen (ohne Gegenleistung) vom Gelände vertrieben wurden?
Was nach den zwei Jahren passiert, werden wir sehen. Möge Ihnen Ihr Atelier lange erhalten und uns Anwohnern eine Neuauflage des EUREF-Projekts erspart bleiben!
sorry, das war in der tat übertrieben, mich hatte der ausdruck "flächenparasitäre Nutzung" sehr an in gewissen zeiten auszurottende bevölkerungsteile erinnert ... sonst geht es hier eher gesittet zu. wollen mal in jeder hinsicht das beste hoffen!
Löschenrumnölen und bier trinken und steine werfen...
AntwortenLöschenWir, der Pöbel, versuchen nur zu überleben!
Und zwar so wie 80% der Bevölkerung. Aber irgendwann wird es ( hoffentlich) auch sie treffen.
Ich finde es eine ausgemachte Frechheit so über die Menschen zu urteilen
die nur versuchen zu (über) leben!
na klar, ich miete mir ein Atelier für zwei Jahre und dann schau ich mal was mir einfällt. !!!!
AntwortenLöschenJeder Mensch der normal wirtschaften muss, weiß sofort woher dieser Herr seine Gelder bekommen wird. Projekt, Projekt etc..
Wir die produktiv tätigen werden dies bezahlen und müssen uns auch noch "Schlaumi" Kommentare anhören. Danke!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Na, jetzt lasst doch mal gut sein, der Forist hat sich doch entschuldigt. Fände es schön, wenn es hier weiterhin "gesittet zugehen" würde.
AntwortenLöschenHallo der Gewerbebau hat es nicht leicht in Berlin. Letztenende gilt Darwins survival of the fittest auch hier.
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