Mittwoch, 23. Januar 2013

Und er rostet und rostet und rostet...

Gasometer Schöneberg - der Rost nagt

Wer interessiert sich eigentlich noch für den Gasometer? So richtig anscheinend kaum jemand, schon gar nicht in Schöneberg. Die zahlreichen Hinweise der Bewohner, dass in Sachen Sanierung nichts geschieht, sind Bezirksamt und Parteien, so scheint es, herzlich egal. Auf eine Anfrage von mir letztes Jahr an sämtliche Fraktionen der BVV bekam ich lediglich eine Antwort der CDU mit der Zusage, das Thema im Stadtplanungsausschuss zu erörtern. Weder SPD und Grüne (die beide den Gasometer in ihren Partei-Logos führen und besser rausstreichen sollten), noch die Piraten, hielten es für notwendig, sich die Mühe zu machen, eine Bürgeranfrage zu beantworten.
Zur Erinnerung: Die Euref als Eigentümerin hatte sich in einem städtebaulichen Vertrag 2008 dazu verpflichtet, bis zum Februar 2014 die Sanierung des über hundertjährigen Baudenkmals abzuschließen. Mit großem Presserummel wurde im Mai 2011 der Öffentlichkeit gezielt Sand in die Augen gestreut mit der Aussage, jetzt gehe die Sanierung endlich richtig und aber ganz ganz wirklich los. Doch seitdem geschah ... nichts. Zumindest nichts sichtbares. Trotzdem meinte die Untere Denkmalschutzbehörde auf Anfrage im August 2012, sie sehe "keine Veranlassung anzunehmen, dass die Sanierung nicht fortgeführt und zeitgerecht abgeschlossen wird." Inzwischen musste auch Stadträtin Sibyll Klotz in der Januar-Sitzung der BVV zugeben, dass der Termin Februar 2014 nicht zu halten sei.  Zufrieden waren die Behörden übrigens auch damit, dass zwischen 2008 und 2009 folgende Maßnahme durchgeführt wurde: Die Sanierung eines Handlaufs!
Erneut hat Euref-Boss Müller also dem Bezirk eine Nase gedreht. Und erneut scheint der Bezirk machtlos zu sein, denn: "Der Vertag sieht - abgesehen von der Möglichkeit, die Genehmigung für die LED-Anlage zu widerrufen - ... keine Sanktionen ... vor", so die untere Denkmalschutzbehörde. Die Leuchtreklame existiert inzwischen nicht mehr, also ist die einzig mögliche Maßnahme perdu.
Die Euref übrigens sagt, dass alles "nach Plan" laufe und betont in der "Berliner Woche" das "gute Verfahren mit dem Bezirksamt". Die Aussage kann man allerdings verstehen. Ob die Eigentümerin tatsächlich zur Sanierung durch das Denkmalschutzgesetz gezwungen werden kann, wie es Sibyll Klotz andeutet, - und dann auch wird - erscheint bei der Vorgeschichte äußerst fraglich. So wird der Gasometer auch in den nächsten Jahren vor sich hin rosten und der Erhalt dieses Schöneberger Wahrzeichens wird zunehmend fraglich.
Interessant wäre es übrigens zu erfahren, wie Günther Jauch, der jeden Sonntag aus dem Gasometer sendet, zu dem Fall steht, setzt er sich doch sehr öffentlichkeitswirksam für denkmalgerechte Sanierungen und gegen Behördenwillkür ein. Etwas mehr Willkür wäre manchmal auch nicht schlecht.

1 Kommentar:

  1. Ist denn jedes Eisenskelett gleich ein "Baudenkmal"? Es ist ein Überbleibsel einer vergangenen Epoche, mehr nicht. Ich wage zu bezweifeln, dass der Aufwand zur Erhaltung gerechtfertigt ist.

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