Freitag, 14. August 2009

Schöneberg rettet das Weltklima


Wenn man einen Blog über die Insel betreibt, kommt man am Thema Gasometer und Gasag-Gelände nicht vorbei. Die Pläne klingen gigantisch, sensationell und - wichtig! - total ökologisch. Der Berliner Investor Reinhard Müller hat das Gelände erworben und plant ein europäisches Energie-Forum (EUREF) und eine "Energie-Universität". Der Bebauungsplan wurde durchgewinkt und nun kann es losgehen. 600 Millionen sollen investiert, 5000 hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen werden. Der Tagesspiegel schrieb ganz richtig: "Die Rettung des Weltklimas, so könnte man meinen, geht bald von Schöneberg aus." Wenn man das ganze Projekt mal ganz nüchtern betrachtet, wird man den Eindruck nicht los, als handele es sich wieder einmal um eine riesige Seifenblase, die früher oder später platzen wird. Es steht in einer Reihe mit dem Cargolifter, der Chipfabrik in Frankfurt, dem Lausitzring oder - ganz aktuell - dem Riesenrad am Zoo. Warum ich bei diesem Projekt skeptisch bin? Die gesamte Vorgeschichte war bereits sehr dubios. Die FAZ, bestimmt nicht im Verdacht stehen, wirtschaftskritisch zu sein, hat das sehr schön zusammengefasst. Dann soll als erstes ein Hotel errichtet werden. Welcher Hotelkonzern sollte auf einer Brache, auf der noch nichts steht, in einer wirklich extrem hässlichen Umgebung, bei dieser Wirtschaftskrise, sein Geld für ein Hotel verschleudern? Ich gehe jede Wette ein, dass zumindest dieser Plan in den nächsten Monaten verschwinden wird. Die mit großem Tamtam angekündigte Leuchtreklame am Gasometer sendet seit Monaten außer Lichtspielen nur Eigenreklame der EUREF und kann als Flop bezeichnet werden. Und dann wird zur Pressefütterung ein "Richtfest" für ein irgendwo ausgegrabenes, längst vergessenes und eingemottetes Zelt gefeiert. Deutlicher kann man es ja wohl nicht mehr sagen: "Gebäude aus Stein werden wir wohl nicht bauen können, also warum nicht erstmal Second-Hand-Zelte aufstellen und mit großem Brimborium dafür Richtfeste feiern." Wenn ich mein Zelt auf dem Campingplatz aufstelle, trinke ich jedenfalls erst nach Vollendung mein Bierchen und ziehe keinen Kranz zwischendurch hoch. Es gäbe noch einiges mehr zu berichten (z.Bsp. über die angeblich so selbstlose Bodensanierung) und ich komme bestimmt wieder darauf zurück. Sehr ausführlich informieren kann man sich einstweilen auf der Homepage der BI-Gasometer.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen