Dienstag, 5. Juli 2011

Brückenname: Block oder Bluenote?

Noch lange nicht fertig: ???-Brücke



Es ist immer wieder ein willkommener Anlass für Politiker, sich öffentlichkeitswirksam zu profilieren, wenn es um die Benennung eines Flughafens, einer Straße oder Wasmanauchimmermanbenennenkann geht. Jetzt haben auch unsere Bezirkspolitiker von Schöneberg-Tempelhof ein reizvolles Objekt gefunden, noch dazu in der Wahlkampfphase. Es geht dabei um die neue Fußgänger-und Radfahrerbrücke von der Wilhelm-Kabus-Straße über die Bahngleise nach Tempelhof.  Die SPD fordert eine Namensgebung nach der Bibliothekarin Hertha Block, die während der NS-Zeit im „Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller“ Widerstand leistete und insgesamt acht Wochen lang im benachbarten SA-Gefängnis in der General-Pape-Straße inhaftiert war. CDU und Grüne sprechen sich für den Namen „Blue Note“ aus. Die typische parteipolitische Polemik kann gut in dem SPD-Blättchen TS-Aktuell (S.6) nachgelesen werden. Dort wird den Widersachern unterstellt, dass sie zum einen eine Frauen-Benennung umgehen wollten, zum anderen weist die Autorin süffisant darauf hin, dass es sich bei „Blue Note“ um ein Plattenlabel und Tochterunternehmen von EMI handelt. Zudem suggeriert der Text, dass lediglich Hertha Block dazu beitragen könne „die Gedenkkultur in den Alltag der Menschen und den öffentlichen Raum“ zu transportieren. Die unfreiwillige Ironie des Artikels mit der Überschrift „Eine Frage der Kultur“ (sic!) besteht nun darin, dass wohlweislich der historische Hintergrund zu „Blue Note“ verschwiegen wird: Gegründet wurde das legendäre Jazz-Label von Alfred Lion, dessen Geburtshaus in der Gotenstraße auf der Insel steht und der vor dem NS-Regime in die USA fliehen musste. Welche Benennung nun mehr die Kultur fördert, überlasse ich dem Leser.
Doch unsere Bezirkspolitiker können sich freuen: Nach gestriger in Augenscheinnahme kann wohl kaum davon ausgegangen werden, dass die Brücke wie geplant im September eröffnet werden kann - Zeit zum streiten und profilieren bis ins nächste Jahr. Zudem wird bald ein weiterer Name gefunden werden müssen für den geplanten Steg über die Wannseebahn.

Update:
Inzwischen wurde die Abstimmung beendet. Das Ergebnis ist eindeutig: 24 Stimmen (63%) für Blue Note, 9 für Hertha Block (23%) und 5 Lesern ist es egal (13%).




2 Kommentare:

  1. Ob die Autorin wohl mal vor Ort war? Sie schreibt einleitend über die "Namenssuche für den
    Steg zwischen den Kleingartenkolonien und der General- Pape-Straße". Oder ist mit Steg vielleicht gar nicht die Brücke gemeint?

    AntwortenLöschen
  2. Erst habe ich gedacht "Hertha Blcok " wäre ein Vorschlag von Fußballfans...

    AntwortenLöschen