Freitag, 28. August 2009

Wen wählen?

Noch einen Monat bis zur Bundestagswahl und allmählich stelle ich mir die Frage, wen soll ich eigentlich diesmal mit meiner Stimme beglücken, vor allem mit meiner ersten? Zunächst ein paar statistische Grundlagen: Die Rote Insel befindet sich im Wahlkreis 82 Tempelhof-Schöneberg. Bei der Wahl 2005 gab es 234.161 Wahlberechtigte, die Wahlbeteiligung lag bei 79,3 % und gewählt wurde Mechthild Rawert von der SPD knapp vor Peter Rzepka (CDU, 32,9%). Renate Künast (Grüne) erreichte 21,0 %. Dieses Jahr treten beide Frauen erneut an, hinzu kommt Jan-Marco Luczak von der Union, Figen Izgin (Linke) und Holger Krestel (FDP). Andere Bewerber erwähne ich hier bewusst nicht. Also beginne ich mal auszusieben: FDP und Linke sind verschenkte Stimmen und führen bei mir zu heftigen Abwehrreaktionen. Die Slogans der Liberalen ("Leistung muss sich wieder lohnen") sind dermaßen abgekaut und laaangweilig, dass man sich fremdschämen muss. Die Linke im Berliner Senat beweist nun schon seit Jahren, dass sie zur Not auch unsoziale Politik betreiben kann. Wozu braucht man sie also, außer um die SPD zu ärgern? Bleiben noch drei Kandidaten. Hier die Gründe, warum ich Luczak nicht wähle:
  • Doppelvorname
  • hat auf den Plakaten Doktortitel nötig
  • Wehrdienstabsolvent
  • jungscher Karrierejurist
  • Lichtenrader JU-Karriere
Das mögen alles ehrenwerte Eigenschaften sein und nicht gerade politische Gründe, aber wenn einem nun alles unsympathisch erscheint, sollte man doch die Finger davon lassen. Nebenbei bemerkt, habe ich noch nie nicht links gewählt und auch diesmal gilt es vor allem, Schwarz-Gelb zu verhindern. Also Künast oder Rawert? Ich tendiere momentan zur grünen Vorzeigefrau. Die Sozen haben mich die letzten Jahre wahrlich nicht überzeugt und ich rede gar nicht unbedingt von Hartz IV oder Afghanistan sondern von der Unfähigkeit zur Geschlossenheit. Die Kreisverteidigerin hat eine typische SPD-Biographie (Sozialpädagogin, Frauenbeauftragte an der Charite), die mich - nun ja - nicht gerade vom Hocker haut. Von Künast weiß ich zumindest, dass sie für eine Verbraucherpolitik steht, die ich unterstützen kann, dass sie im Wahlkreis verwurzelt ist und durchaus dafür steht, was sie sagt. Manchmal kann sie auch auf die Nerven gehen, wie gerade in der extrem peinlichen Sendung "Abgeordnet". Es besteht allerdings die Gefahr, dass die Stimmen zwischen den Kandidatinnen so aufgesplittet werden, dass Dr. Jan-Marco der lachende Dritte ist. Wahrscheinlich entscheide ich mich erst wieder in der Kabine endgültig.

Montag, 24. August 2009

Ausflugstipp Südgelände


Von der Insel aus gibt es nicht viele nah gelegene Erholungsgebiete, eines ist jedoch besonders sehenswert und lohnt auch eine längere Anfahrt: der Naturpark Südgelände. Ich gehe dort immer mal wieder spazieren zum mentalen Auftanken und entdecke jedes mal etwas Neues. Bei dem Park handelt sich um zugewachsene Eisenbahnanlagen zwischen Anhalter und Dresdner Bahn, konkret um den westlichen Teil des ehemaligen Rangierbahnhofs Tempelhof und das ehemalige Bahnbetriebswerk Tempelhof. Speziell für Eisenbahnromantiker, Kinder und Naturliebhaber gibt es einiges zu entdecken. Die Wege führen auf ehemaligen Gleisen, auf der Lokomotive lässt sichs prima rumklettern, eine alte Drehscheibe ist zu bestaunen und der rostige Wasserturm dient als Wahrzeichen. Zu verdanken haben wir diesen tollen Park der Bürgerinitiative Südgelände, die in den Achtzigern die Rodung dieses Dschungels verhindern konnte. Inzwischen haben sich neben zahlreichen seltenen Pflanzen und Tieren auch Künstlergruppen in den Lokschuppen und Werkstätten angesiedelt. Es gibt eine Ausstellung mit angeschlossenem Cafe und abends Konzerte. Für den Eintritt muss man einen Euro berappen (Vorsicht, neulich wurde ich kontrolliert!), finde ich aber durchaus angemessen. Es gibt zwei Eingänge, entweder direkt am Bahnhof Priesterweg oder 400 Meter südlich vom Südi (Ausgang Hilde-Platz, dann links halten und unter der Parkspirale durch).

Samstag, 22. August 2009

Die Radfahrer und das Bezirksamt

Nachdem ich vor einem Monat wegen dem S-Bahn-Chaos mein BVG-Abo gekündigt und meine Marken abgegeben habe, schwinge ich mich aufs Rad. Ob ich auch den Winter durchhalten werde, weiß ich noch nicht. Bisher hat mich der Wettergott verwöhnt und auch von den Streckenlängen, die ich zu bewältigen habe, muss ich mich nicht gerade überanstrengen. Die Insel liegt auch für Radler wunderbar zentral, über die Monumentenstraße ist man sofort in Kreuzberg, die Crellestraße benutze ich in Richtung Potsdamer Platz, über den Innsi geht es Richtung Westen und durch den Hans-Baluschek-Park nach Süden. Ich bin an der frischen Luft, muss mich nicht gegen Bezahlung in übel riechende Bahnen zwängen und tue etwas für die Gesundheit. Natürlich gibt es auch etwas zu meckern: Zum einen natürlich über Autofahrer, die täglich davon überrascht werden, dass auch zweirädrige Gefährte unterwegs sind. Zum anderen über das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, das es seit Jahren nicht fertigbringt, die Buckelpiste in der Belziger Straße zu beseitigen. Andere Lücken am Bülowbogen und am Bahnhof Priesterweg führen dazu, dass Tempelhof-Schöneberg immer wieder als der "fahrradunfreundlichste Bezirk" Berlins bezeichnet wird. Als vor einigen Wochen ein Stück Wiese am Priesterweg planiert wurde, regte sich in mir die kleine Hoffnung, dass der lange versprochene Radweg jetzt doch gebaut würde. Ziemlich blauäugig, wie ich zugeben muss. Es wurde lediglich ein neuer Parkplatz angelegt.

Mittwoch, 19. August 2009

Und es tut sich doch was

Als ich am Sonntag mal wieder durch den Cheruskerpark spaziert bin, war ich doch überrascht, dass die groß angekündigte Erweiterung auf der GASAG-Nordspitze doch bereits angefangen wurde. Es sind Bagger und Container zu sehen und auch ein Bauschild wurde aufgestellt. Zwar wurde ein Drittel des Grundstücks für Reinhard Müller als Dank für die selbstlose Sanierung abgeknappst, trotzdem ist es begrüßenswert, dass auf dem Gasometergelände zuerst neues Grün entsteht und nicht die erträumten Betonungetümer.

Montag, 17. August 2009

Nachtrag Neue Naumannstraße

Parallel zum Straßenbau werden auch Gebäude nördlich vom Bahnhof Südkreuz errichtet. Um was es sich hier handelt, ist allerdings mangels Bauschild nicht ersichtlich. In einer Planungsvariante des Gebiets ist von einem Gebäude für Fitness/Backpacker die Rede, woran ich aber nicht wirklich glaube. Weiß jemand mehr? Ich bleibe jedenfalls dran.

Sonntag, 16. August 2009

Neue Naumannstraße

Seit einigen Wochen ist die Naumannstraße ab der Torgauer Straße Richtung Süden gesperrt. Zu meinem Leidwesen, denn die Umleitung führt an meinem Fenster vorbei. Die Straßenfläche ist mit großen Containern und Maschinen zugestellt und auch auf der Brache nördlich des Bahnhofs Südkreuz wird fleißig gebaggert und gebuddelt. Der Grund: Mit nur zweijähriger Verspätung wird eine neue Erschließungsstraße durch das Inselgebiet gebaut. Unter dem Projektnamen
"Neue Naumannstraße" soll das Gewerbegebiet besser erreichbar sein und die "alte" Naumannstraße verkehrsberuhigt werden. Daher ist das Projekt grundsätzlich zu begrüßen. Benannt wird die Straße nach Wilhelm Kabus, einem ehemaligen Schöneberger Bürgermeister. Offiziell soll 2010 alles fertig sein. Nun ja.







Freitag, 14. August 2009

Schöneberg rettet das Weltklima


Wenn man einen Blog über die Insel betreibt, kommt man am Thema Gasometer und Gasag-Gelände nicht vorbei. Die Pläne klingen gigantisch, sensationell und - wichtig! - total ökologisch. Der Berliner Investor Reinhard Müller hat das Gelände erworben und plant ein europäisches Energie-Forum (EUREF) und eine "Energie-Universität". Der Bebauungsplan wurde durchgewinkt und nun kann es losgehen. 600 Millionen sollen investiert, 5000 hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen werden. Der Tagesspiegel schrieb ganz richtig: "Die Rettung des Weltklimas, so könnte man meinen, geht bald von Schöneberg aus." Wenn man das ganze Projekt mal ganz nüchtern betrachtet, wird man den Eindruck nicht los, als handele es sich wieder einmal um eine riesige Seifenblase, die früher oder später platzen wird. Es steht in einer Reihe mit dem Cargolifter, der Chipfabrik in Frankfurt, dem Lausitzring oder - ganz aktuell - dem Riesenrad am Zoo. Warum ich bei diesem Projekt skeptisch bin? Die gesamte Vorgeschichte war bereits sehr dubios. Die FAZ, bestimmt nicht im Verdacht stehen, wirtschaftskritisch zu sein, hat das sehr schön zusammengefasst. Dann soll als erstes ein Hotel errichtet werden. Welcher Hotelkonzern sollte auf einer Brache, auf der noch nichts steht, in einer wirklich extrem hässlichen Umgebung, bei dieser Wirtschaftskrise, sein Geld für ein Hotel verschleudern? Ich gehe jede Wette ein, dass zumindest dieser Plan in den nächsten Monaten verschwinden wird. Die mit großem Tamtam angekündigte Leuchtreklame am Gasometer sendet seit Monaten außer Lichtspielen nur Eigenreklame der EUREF und kann als Flop bezeichnet werden. Und dann wird zur Pressefütterung ein "Richtfest" für ein irgendwo ausgegrabenes, längst vergessenes und eingemottetes Zelt gefeiert. Deutlicher kann man es ja wohl nicht mehr sagen: "Gebäude aus Stein werden wir wohl nicht bauen können, also warum nicht erstmal Second-Hand-Zelte aufstellen und mit großem Brimborium dafür Richtfeste feiern." Wenn ich mein Zelt auf dem Campingplatz aufstelle, trinke ich jedenfalls erst nach Vollendung mein Bierchen und ziehe keinen Kranz zwischendurch hoch. Es gäbe noch einiges mehr zu berichten (z.Bsp. über die angeblich so selbstlose Bodensanierung) und ich komme bestimmt wieder darauf zurück. Sehr ausführlich informieren kann man sich einstweilen auf der Homepage der BI-Gasometer.

Mittwoch, 12. August 2009

Neulich in Bergen (Schwaben überall)


Oft werde ich gefragt, warum ich denn in Schöneberg wohne. Nun gibt es natürlich mehrere sehr gute Gründe (kein Szenebezirk, in dem nächsten Monat die Mieten explodieren, keine Ökoterroristen, keine Muttimeuten mit ihren kleinen Monstern im Schlepptau und den farblich dazu abgestimmten Kinderwagen und überdemensionierten Sonnenbrillen). Ein Hauptgrund ist natürlich: Hier gibt es keine Schwaben. Schöneberg ist einfach zu uncool, um sich bis in die schwäbische Provinz rumzusprechen. Herrlich. Doch man kann sich natürlich auch fürchterlich täuschen. Als ich neulich im wunderbaren, total verregneten Bergen war, fand ich mich in einer Menschenmeng wieder, die zwei Straßenmusikanten lauschten. Die beiden waren wirklich gut. Wie sich herausstellte, handelte es sich um Vater und Tochter. Gespielt haben die beiden Bob Dylan, Neil Young, Johnny Cash und weitere Giganten der Rockgeschichte. Papa machte die Moderationen im besten Amerikanisch-Englisch, gekleidet mit stereotypem Hut, Lederweste und Cowboystiefeln, streute immer wieder Anekdoten aus seinem Straßenmusikerleben ein, kurz und gut: Die beiden waren klasse und die Menge wirklich begeistert. Von den ausgestellten CDs konnte ich schließlich den Namen erfahren und hier wurde ich das erste Mal stutzig: Gee Gee Kettel. Wieder zurück im sommerlichen Berlin erinnerte ich mich des Künstlers und recherchierte im Netz. Es war wie ein eisenharter Schlag ins Gesicht: Bei dem vermeintlichen supercoolen Ami oder wenigstens Kanadier, der alle romantischen Klischees des altmodischen herumziehenden Musikanten zu erfüllen schien, ist, richtig, ein gebürtiger Schwabe aus der "Nähe von Stuttgart".

Dienstag, 11. August 2009

Die traurige Bank


Als "die traurigste Bank Berlins" wurde die Sitzgelegenheit an der Torgauer Straße/Gotenstraße von der BZ bezeichnet. (Ich lese diese Zeitung eigentlich nicht, aber beim rumsurfen bin ich darauf gestoßen.) Doch etwas diffamierend sind die Aussagen des angeblichen Anwohners schon. Ich habe innerhalb eines Jahres schon mindestens drei Personen gesehen, die sich dort ausgeruht haben. Warum, ist mir zwar ein Rätsel, aber immerhin. Und auch ich bin bislang nicht an den Abgasen erstickt, trotz offenen Fensters jede Nacht direkt gegenüber. Bestimmt lässt sich diese teure Bank in ein paar Jahren im geplanten Grünzug integrieren, dann ist sie auch nicht mehr so traurig.

Dem Südreuz fehlt ein halbes n


Seit Anfang des Jahres bereits fehlt dem Südkreuz das halbe "n" von Berlin. Die Aufnahme stammt vom Februar und ich versichere, es sieht noch genauso aus. Vielleicht hat die Bahn momentan wichtigeres zu tun als n`s zu kaufen und anzubringen. Die Kunden sind ja auch schon froh, wenn wenigstens halbe Züge fahren. Und richtig fertig war der Bahnhof eh noch nie. Vielleicht bleibt noch etwas Geld aus dem Kojunkturpaket übrig, dass für den östlichen Vorplatz ausgegeben werden soll.

Sonntag, 9. August 2009

Willkommen


Das ist nun mein erster blogeintrag für die Rote Insel. Ich will versuchen - in möglichst kurzen Abständen - Texte zu veröffentlichen, die meinen Heimatkiez betreffen. Es soll ein bunter Mix aus Geschichte, Gegenwart und Zukunft werden und ich hoffe, dass sich einige Leser finden werden. Für Tipps und Vorschläge sowie Kommentare bin ich dankbar!